Bonner Amalgam-Erklärung • Quecksilber in aller Munde

Über 50 NGOs und wissenschaftliche Expert*innen haben eine Erklärung unterstützt, die von der jetzigen sowie kommenden Bundesregierung einen Beschluss zum Amalgam-Ausstieg bis spätestens 2025 fordert. Bei den großen Parteien wurde dementsprechend eine Anfrage zur Stellungnahme im Wahlkampf eingereicht.

Am Tag des Inkrafttretens der EU Medizinprodukte-Verordnung, am 26. Mai, wurde die Forderung veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass auch diese nicht sicherstellt, dass keine Amalgamfüllungen mehr zugelassen werden. Zwar gelten jetzt deutlich schärfere Anforderungen, doch ist nicht auszuschließen, dass Amalgamfüllungen eine Sonderzulassung bekommen. Alte Zertifikate bleiben auch noch bis spätestens zum 26. Mai 2025 gültig.

Mit der Bonner Amalgam-Erklärung wird daher ein Beschluss der Bundesregierung gefordert und darauf hingewiesen, dass Amalgamfüllungen nicht nur ein direktes Gesundheitsrisiko bergen, sondern erheblich zur Umweltverschmutzung mit Quecksilber beitragen. In der Umwelt sind die Konzentrationen seit der industriellen Entwicklung stark angestiegen und zu einem globalen Problem geworden.

Der Beschluss eines Amalgam-Ausstiegs ist nicht nur in Deutschland überfällig, sondern hätte auch international große Tragweite. Eine steigende Zahl von Ländern hofft auf die deutsche Unterstützung bei europäischen und globalen Abkommen. (Überblick: Europa)

So möchte zum Beispiel die geschlossene afrikanische Region die Herstellung und Einfuhr von Amalgam auf der nächsten Konferenz der Minamata-Konvention (2022) stoppen, weil es gerade in Entwicklungsländern keine Infrastruktur für die sichere Entsorgung des Sondermülls gibt und schon ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen.

Auch die Europäische Kommission will im Zuge des Green Deals und der Chemikalienstrategie aus der Verwendung von Quecksilber in der Zahnmedizin aussteigen und arbeitet an einem Gesetzgebungsvorschlag, der 2022 präsentiert werden soll.

Deutschland wäre dabei nicht einmal Vorreiter: Italien hat gerade erst angekündigt, bis zum 31.12.2024 aus der Verwendung auszusteigen und in Schweden und Norwegen ist Amalgam seit über 10 Jahren, in der Republik Moldau seit 2020, verboten.

Andere europäische Länder (wie Finland, Ireland, die Slowakei, Tschechien, Kroatien oder Ungarn) haben beschlossen, die Bezuschussung des öffentlichen Gesundheitssystem auf Alternativen umzustellen, wodurch sie einen Rückgang der Amalgamverwendung auf ein Minimum erwarten.

So fordert auch die Bonner Amalgam-Erklärung ausdrücklich eine Anpassung der zuzahlungsfreien Standardversorgung der GKVen, sodass auch Patienten mit geringen Einkommen mit alternativen Materialien versorgt werden können. Gerade Geringverdiener haben häufiger Vorerkrankungen, wodurch Amalgamfüllungen zu einem zusätzlichen Gesundheitsisiko werden.

Ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Aus der „Braunkohle der Zahnmedizin“ hat eine breite Diskussion in der Medienlandschaft ausgelöst.

Hier geht’s zur gemeinsamen Webseite der Erklärung: https://www.ig-umwelt-zahnmedizin.de/bonner-amalgam-erklaerung/

©Annika Fußwinkel

Hier geht’s zur Pressemitteilung.