Bonner Amalgam-Erklärung
(2021)

Die Unterzeichner fordern von der Bundesregierung einen Beschluss zum generellen Ausstieg*aus der Verwendung von Amalgamfüllungen in der Zahnmedizin bis spätestens 2025 und die Anpassung der Erstattungen der gesetzlichen Krankenkassen auf alternative Füllungsmaterialien.

21 Gründe

#01

Dentalamalgam ist ein zahnmedizinisches Füllungsmaterial, das zu 50% aus reinem Quecksilber besteht.

#02

Quecksilber ist eine der schädlichsten Substanzen von globaler Bedeutung. Es ist besonders giftig für die Entwicklung des Gehirns von Kindern, schadet dem zentralen Nervensystem,1 der Niere,2 dem Herz-Kreislauf-3und dem Immunsystem.4 Es ist persistent und reichert sich im Körper an. Über die Plazenta und das Stillen wird die Quecksilberlast von Müttern an Kinder weitergegeben. 5

#03

Trotz gesetzlicher und anderer Vorsichtsmaßnahmen wird Quecksilber aus der Zahnmedizin unvermeidlich in die Umwelt freigesetzt. Deutschland liegt im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe der Verwendung von Amalgam und damit auch in der Verursachung von Quecksilberemissionen in der Zahnmedizin.6

#04

EU-weit werden durch Amalgam etwa 12-24 Tonnen Quecksilber (über 20 % der Gesamtemissionen7) bioverfügbar, d.h. in die Luft emittiert, in Oberflächengewässer eingeleitet, in festen Abfällen entsorgt und/oder ins Grundwasser freigesetzt.8 Seit die Verwendung von Quecksilber in Produkten wie Batterien, Leuchten und Thermometern oder bei industriellen Prozessen reguliert wurde, macht Amalgam mit Abstand den größten Anteil der „absichtlichen“ Verwendung in Europa aus. In Amalgamfüllungen der EU-Bürger, lagern schätzungsweise noch 1500 Tonnen Quecksilber.9

#05

Weltweit wird Quecksilber vor allem beim Goldschürfen und aus Kohlekraftwerken in die Atmosphäre freigesetzt und global verteilt. Die globalen Werte in der Atmosphäre liegen etwa 5 Mal über den natürlichen Werten. Über die Hälfte des in Europa abgelagerten Quecksilbers stammt aus Quecksilberemissionen in anderen Teilen der Welt.1o  

#06

Sobald elementares Quecksilber in Gewässer gelangt, können Bakterien es in Methylquecksilber umwandeln, eine hochgiftige Form, die sich in Fischen, Schalentieren und Tieren, die Fisch fressen, anreichert. Die Umweltqualitätsnorm für Quecksilber wird derzeit in Deutschland an allen Messstellen in Oberflächengewässern überschritten.11 Fast alle Fische überschreiten die Umweltqualitätsziele der Wasserrahmenrichtlinie; in den Flussgebieten Elbe, Donau und Rhein um den Faktor 5-16.12

#07

Fisch und Schalentiere sind die Hauptquellen der Methylquecksilberbelastung für den Menschen. Eine Untersuchung hat 2012 ergeben, dass in Europa mittlerweile jedes dritte Neugeborene einen Quecksilberwert aufweist, der mit einem Intelligenzverlust assoziiert wird.13

#08

Aufgrund dieser Bedenken haben 128 Länder einen rechtsverbindlichen Vertrag ausgehandelt, die Minamata-Konvention über Quecksilber, die im August 2017 in Kraft getreten ist. Die Minamata-Konvention verlangt von jeder Nation, alle Verwendungen und Freisetzungen von Quecksilber, auch aus Zahnamalgam, zu reduzieren.

#09

Die Vertragsparteien sind sich „der gesundheitlichen Bedenken bewusst, die sich insbesondere in Entwicklungsländern aus der Quecksilberexposition gefährdeter Bevölkerungsgruppen, besonders von Frauen, Kindern und durch sie auch zukünftigen Generationen, ergeben.14

#10

Die Europäische Union hat 2017 ein Verbot der Verwendung von Amalgam bei Kindern, schwangeren und stillenden Frauen (ab Juli 2018) erlassen, von den Mitgliedstaaten verlangt, bis 2019 Strategien zur Verringerung der Amalgamverwendung zu entwickeln und beschlossen eine Machbarkeitsstudie über den Ausstieg aus der Verwendung von Amalgam zu erstellen.15 Diese Studie kam 2020 zu dem Schluss, dass ein Amalgam-Ausstieg vor 2030 sowohl technisch als auch wirtschaftlich möglich ist.16

#11

Aufgrund der hohen Kosten, die durch Quecksilberemissionen verursacht werden, ist Amalgam derzeit „teurer als die meisten, möglicherweise alle anderen Füllungsmaterialien, wenn man die Umweltkosten einbezieht“.17  

#12

Die weitere Verwendung von Dentalamalgam kann die Wirksamkeit anderer Rechtsvorschriften und Maßnahmen, behindern und möglicherweise verringern:

  • Die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Quecksilber als prioritären, gefährlichen Stoff einstuft und vorsieht, dass Gewässer in der EU bis spätestens 2027, in einem „guten ökologischen“ und „guten chemischen Zustand“ sein müssen;18
  • Die EU-Verordnung zur Wasserwiederverwendung, die ab 2023 die Wasserknappheit in Folge des Klimawandels für die landwirtschaftliche Bewässerung verringern und mit Mindestanforderungen ein hohes Schutzniveau für die Umwelt und Gesundheit von Mensch und Tier garantieren soll;19
  • Den Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft,20 in dem eine Überprüfung der Richtlinien über Abwasserbehandlung und Klärschlamm gefordert wird, um die Praktiken der Kreislaufwirtschaft auf die Bewirtschaftung von Abwasser und Klärschlamm anwenden zu können.

#13

Die europäische Chemikalienpolitik sieht vor, Produkte mit giftigen Bestandteilen immer durch Produkte mit weniger giftigen Bestandteilen zu ersetzen21 und es gibt umfassende Belege dafür, dass Quecksilber weitaus giftiger ist als jegliche Chemikalien in quecksilberfreien Alternativen.22

#14

Die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR)23 fordert ab dem 26. Mai 2021 einen fundierten Nachweis der Biokompatibilität24 von zahnärztlichen Füllungsmaterialien. Für die Zulassung und Kennzeichnung von Füllungen, die krebserzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Stoffe (CMR) enthalten, gelten zudem besondere Anforderungen. Zulassungen von vor dem 26. Mai 2021 verlieren spätestens ab dem 26. Mai 202425 ihre Gültigkeit.
Es gibt triftige Gründe dafür, dass Amalgam nach den Anforderungen der MDR nicht mehr zugelassen werden sollte, wenn folgende Umstände hinreichend berücksichtigt werden:

  • Aus Amalgamfüllungen werden ständig geringe Mengen Quecksilberdampf freigesetzt. Erhöhte Freisetzungsraten hängen von der Qualität und dem Alter der Füllung, sowie Kontakt zu anderen Metallen und von Gewohnheiten wie Zähneknirschen, Kauen, Trinken von heißen Getränken oder Zähneputzen ab;26
  • Während geringe eingeatmete Mengen möglicherweise für die meisten Menschen nicht schädlich sind, können langfristige Expositionen für vulnerable Personen und bei Personen, die eine eingeschränkte Fähigkeit haben, Quecksilber auszuscheiden, ein erhöhtes Gesundheitsrisiko bergen;27
  • Es gibt Bedenken über das Potenzial von Quecksilber, sich im Körper in andere (giftigere) Quecksilberverbindungen umzuwandeln und anzureichern;28
  • Es gibt Bedenken über die Auswirkungen von zusätzlichen Quecksilbermengen aus anderen Umwelt- und/oder Nahrungsquellen (z. B. Fisch) oder Kombinationseffekte durch anderweitige Belastungen.29

#15

Alternative quecksilberfreie Füllungsmaterialien sind zuverlässig und verfügbar, wie die wachsende Zahl der Europäischen Staaten zeigt, die die Verwendung von Amalgam in der Zahnmedizin schrittweise oder vollständig eingestellt haben:30

  • Norwegen, Schweden und Moldawien haben Amalgam ohne Ausnahmen verboten;
  • In Finnland, Dänemark, den Niederlanden, Luxembourg, Estland, Spanien, Italien und der Schweiz liegt die Verwendung unter 2%;
  • Finnland, Irland, die Slowakei, Tschechien, Kroatien und Ungarn haben angekündigt, die staatlichen Erstattungsregelungen auf alternative Füllungen in den kommenden Jahren anzupassen.

#16

Kompositfüllungen und Glasionomerzemente ermöglichen durch minimalinvasive Vorgehensweisen eine geringere Zerstörung des Zahns und somit ein längeres Überleben des Zahns selbst.31

#17

Kompositrestaurationen sind heute ebenso lange oder länger haltbar als Amalgamfüllungen.32

#18

Moderne alternative Füllungsmaterialien sind kosteneffizient und zeitsparend anwendbar.

In Finnland, Dänemark, Irland, Belgien, Tschechien, Zypern und Malta entsprechen die staatlichen Erstattungskosten bereits denen von Amalgam.33 In Deutschland sind die Leistungen für Komposite zwar höher, wurden jedoch seit 199634 nicht an die technischen Entwicklungen angepasst.

#19

Verbraucher müssen zum Teil hohe Mehrkosten für alternative Füllungsmaterialien tragen, solange nur Amalgamfüllungen von gesetzlichen Krankenkassen im Seitenzahnbereich voll erstattet werden,35 was sich Menschen mit geringem Einkommen oft nicht leisten können.

#20

An deutschen Universitäten wird die Verarbeitung von Amalgam kaum noch praktisch unterrichtet, sondern nur noch theoretisch gelehrt.36 Die junge Generation von Zahnärzten kann die Forderung von Krankenkassen, Amalgam als Standardmaterial zu verwenden,37 nicht erfüllen.

#21

Eine deutliche Mehrheit von 86% der Befragten hat sich bei einer Umfrage der EU (2014) für ein europäisches Amalgamverbot ausgesprochen.38

Unterzeichner

Organisationen


Zahnmedizinische Fachangestellte

Verband medizinischer Fachberufe e.V.
Sylvia Gabel, Referatsleitung Zahnmedizinische Fachangestellte, Bochum
Zahnärzt*innen

Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin e.V. (DEGUZ)
Dr. med. Volker von Baehr, Geschäftsführender Vorstand, Berlin


Bundesverband der naturheilkundlich tätigen Zahnärzte in Deutschland e.V. (BNZ)
Prof. Dr. med. dent Werner Becker, Präsident, Köln

Ärzt*innen

Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V.
Dr. med. Thomas B. Fischer, Erster Vorsitzender (Präsident), Düsseldorf



Ökologischer Ärztebund
Deutsche Sektion der International Society of Doctors for the Environment (ISDE), Dr. med. Wolfgang Stück, Geschäftsführender Vorstand, Koblenz


Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) e.V.
Barbara Wais, Geschäftsführerin, Berlin


Hufelandgesellschaft
Ärztlicher Dachverband für Naturheilkunde, komplementäre und integrative Medizin, Johannes Krebs, Vorstand, Berlin


Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner e.V. (dbu)
Dr. med. Claus-Hermann Bückendorf, Erster Vorsitzender, Kiel


Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin e.V. (IGUMED)
Cornelia van Rinsum, Mitglied des Vorstandes, Backnang


Natum e.V. in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Prof. Harald Meden, 1. Vorsitzender, Düsseldorf


Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren Berlin/Brandenburg,
Dr. Patrick Assheuer, Vorstand, Berlin


Europäische Akademie für Umweltmedizin e.V. (EUROPAEM)
Dr. rer. nat. Eckart Schnakenberg, Erster Vorsitzender, geschäftsführend, Peine


Akademie für Menschliche Medizin
Prof. Dr. med. Jörg Spitz, Leiter, Schlangenbad/Wiesbaden
Therapeut*innen

Deutschen Akademie für Chelat-Therapie e.V.
Emanuel Schaaf, Präsident, Dreieich
Verbraucher und Patient*innen

Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen (BAGP)
Gregor Bornes, Sprecher, Köln



Bundesverbands der Beratungsstellen für Umweltgifte e.V. (BBFU e.V.)
Reinhard Lauer, Vorsitzender


Selbsthilfeverein für Umweltgeschädigte e.V.
Monika Frielinghaus, Geschäftsführerin, Heßdorf/OT Niederlindach
Gesundheit

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB)
Andrea Wallrafen, Geschäftsführerin, Berlin


Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Landesverband Berlin e. V.
Karin May, Geschäftsführerin, Berlin


Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. – Bundesverband
Friedrich Wilhelm Mehrhoff, Geschäftsführer, Neuss


Deutsche Stiftung für Gesundheitsinformation und Prävention (DSGiP)
Prof. Dr. med. Jörg Spitz, Leiter, Schlangenbad/Wiesbaden


Viamedica-Stiftung für eine gesunde Medizin
Prof. Dr. Franz Daschner, Vorsitzender, Freiburg


Verein für ganzheitliche Gesundheit, Netzwerk Ganzheitsmedizin Berlin
Dr. Patrick Assheuer, Geschäftsführer, Berlin
Umwelt- und Gesundheitsschutz

Deutscher Naturschutzring (DNR) e.V.
Florian Schöne, Politischer Geschäftsführer, Berlin



NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V.
Leif Miller, Bundesgeschäftsführer, Berlin



NaturFreunde Deutschlands e.V.
Dr. Joachim Nibbe, Bundesfachbereichsleiter Naturschutz, Umwelt und Sanfter Tourismus, Berlin


Women in Europe for a Common Future (WECF)
Sascha Gabizon, Direktorin, München


GRÜNE LIGA e.V. 
Michael Bender, Leiter der Bundeskontaktstelle Wasser, Berlin


Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG)
Dr. med. Martin Herrmann, 1.Vorsitzender, München


Health and Environment Justice Support (HEJSupport)
Alexandra Caterbow, Co-Direktorin, München


Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Human-Toxikologie e.V.
Dr. Karlheinz Graf, Präsident, Rechberghausen



IG Umwelt Zahn-Medizin
Florian Schulze, Geschäftsführer, European Center for Environmental Medicine, Berlin



a tip: tap e.V.
(dt.: ein Tipp: Leitungswasser) Samuel Höller, Geschäftsführer, Berlin
Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit

World Future Council
Alexandra Wandel, Vorstandsvorsitzende, Hamburg


Forum Umwelt & Entwicklung
Wolfgang Obenland, Leiter internationale Chemikalienpolitik, Berlin
Artenschutz

Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V.
Birgit Braun, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Korntal-Münchingen

Expert*innen

Zahnmedizin

Prof. Dr. Wolf-Dieter Müller
ehem. Leiter des FB Zahnärztliche Werkstoffkunde und Biomaterialforschung CC3 Charité Universitätsmedizin Berlin
Gesundheit

Prof. Dr. Ellen Fritsche
Leiterin der AG Umwelttoxikologische Risikoabschätzung und humane Sphärenmodelle, Leibniz-Institut für umwelt-medizinische Forschung, Düsseldorf


PD Dr. med. Stephan Böse-O’Reilly
Leiter der AG Globale Umweltgesundheit, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum München


Prof. Dr. med. Barbara Hoffmann
Leiterin AG Umweltepidemiologie, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf


Dr. Silvia Pleschka
Dipl. Chemikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V., Berlin


Dr. med. Awi Wiesel
Leiter des Geburtenregisters Mainzer Modell, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Johannes Gutenberg Universität Mainz



Dr. med. Joachim Mutter
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Autor zahlreicher Forschungspublikationen zu Amalgam, Konstanz



Prof. Wolfgang Huber
Facharzt für Innere Medizin, Nephrologie und Umweltmedizin, Gutachter im Holzschutzmittelprozess, Umwelt-Strafprozess der Bundesrepublik, Heidelberg


Peter Jennrich
Facharzt für Allgemeinmedizin, Direktor des International Board of Clinical Metal Toxicology, Wissenschaftlicher Berater der Deutschen Ärztegesellschaft für klinische Metalltoxikologie


Dr. E. Blaurock-Busch
Research Direktor, Labor für umweltmedizinische Untersuchungen, MTM Micro Trace Minerals GmbH, Hersbruck



Dr. med. Johannes Naumann
Facharzt für Innere Medizin und FA für Hygiene und Umweltmedizin, Autor von Forschungspublikationen zu Amalgam, Freiburg



Prof. Harald Walach
Professor an der Medizinischen Universität Poznan, Polen und Gastprofessor an der Universität Witten-Herdecke


Dr. Claus Scheingraber   
Zahnarzt und Vorstand des Arbeitskreises Elektro-Biologie e.V., Höhenkirchen-Siegertsbrunn,
Umwelttoxikologie

Prof. Dr.-Ing. Barna Heidel
Studienleiter – Umweltschutz, Fakultät Angewandte Naturwissenschaften, Energie-und Gebäudetechnik, Hochschule Esslingen


Dr. Johannes Bieser
Quecksilber-Experte, Bereich Stofftransport und Ökosystemdynamik, Institut für Küstenforschung, Helmholtz-Zentrum Geesthacht
Lebensmittelsicherheit

Prof. Dr. Brian Gibson
Leiter des Fachgebiets Brau- und Getränketechnologie, Institut für Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie, Technische Universität Berlin

Wasserwirtschaft

Michael Wuttke
Tiefbauamt
Abteilung Stadtentwässerung
Klärwerk Kiel/Bülk


Wollen Sie sich als Organisation oder Expert*in der Erklärung hinzufügen lassen? Wenden Sie sich bitte an die
Initiatoren.

Mitmachen


Jede Stimme ist notwendig und Mitmachen ganz einfach. Auch Sie können online eine Petition zur Kampagne unterschreiben und ein Zeichen setzen:

Stimmen




Schauspieler
Hannes Jaenicke
unterstützt die
Bonner Amalgam-Erklärung

„Ich kann nicht verstehen warum Amalgam überhaupt noch erlaubt ist. Die Verwendung von Quecksilber in der Zahnmedizin trägt wesentlich zu den steigenden Konzentrationen in der Umwelt bei, aus der es kaum wieder zu entfernen ist. Ein Füllmaterial, das als Sondermüll entsorgt werden muss und in der Umwelt weitreichende Schäden anrichtet, stellt ein deutliches gesundheitsgefährdendes Risiko dar. Da sich moderne Alternativen bereits etabliert haben, müssen wir auf diese zurückgreifen.“




Schauspieler
Hannes Jaenicke
unterstützt die
Bonner Amalgam-Erklärung

„Ich kann nicht verstehen warum Amalgam überhaupt noch erlaubt ist. Die Verwendung von Quecksilber in der Zahnmedizin trägt wesentlich zu den steigenden Konzentrationen in der Umwelt bei, aus der es kaum wieder zu entfernen ist. Ein Füllmaterial, das als Sondermüll entsorgt werden muss und in der Umwelt weitreichende Schäden anrichtet, stellt ein deutliches gesundheitsgefährdendes Risiko dar. Da sich moderne Alternativen bereits etabliert haben, müssen wir auf diese zurückgreifen.“

„Wir müssen dringend anfangen, die Belastungen durch Chemikalien zu verringern. Für uns und zukünftige Generationen. Von Quecksilber wissen wir, dass es – schon pränatal – nicht nur die Entwicklung der Intelligenz unserer Kinder stört, sondern auch zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann. Sobald Mütter es über Fisch und andere Lebensmittel aufnehmen, geben sie es ungewollt während der Schwangerschaft weiter. Bei der Zulassung von Alltags- und Medizinprodukten, müssen wir zusätzliche Belastungsquellen unbedingt vermeiden.“
Johanna Hausmann
Women Engage for a Common Future
„Seit über 30 Jahren beobachten wir einen starken Anstieg von chronischen Erkrankungen. Wir werden es uns als Gesellschaft nicht leisten können, den Fokus weiter auf die Behandlung von Symptomen zu legen, sondern müssen dringend anfangen, die Ursachen zu vermeiden. Auch kleine Mengen Quecksilber können chronische Beschwerden auslösen, insbesondere bei vulnerablen Patienten, deren Fähigkeit eingeschränkt ist, das toxische Metall auszuscheiden. Genetische und epigenetische Faktoren haben hieran großen Anteil.“
Dr. med. Claus-Hermann Bückendorf
Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner
„Hätte ich damals gewusst, dass das hochgiftige Quecksilber durch die Verwendung von Amalgamfüllungen in relevanten Mengen freigesetzt wird, hätte ich sie mir nicht legen lassen. Auch wenn heute noch behauptet wird, dass sie sicher seien, wird nicht berücksichtigt, dass die Quecksilber-Freisetzung von zahlreichen Faktoren, wie der Verarbeitung und dem Alter der Füllung, vom Zähneknirschen oder Trinken von heißen Getränken abhängt. Besonders Quecksilberdampf wird vom Körper aufgenommen und gespeichert. Für vulnerable Personen kann ein Risiko nicht ausgeschlossen werden.“
Reinhard Lauer
Bundesverband der Beratungsstellen für Umweltgifte
„In der modernen Zahnheilkunde sind Zahnärzte nicht mehr auf Amalgam angewiesen. Seit meinem Studium vor 25 Jahren habe ich, wie die meisten meiner Kollegen, keine Amalgamfüllungen mehr gelegt und kann meine Patienten sehr gut mit Alternativen versorgen. Je nach Material und Technik müssen diese auch nicht aufwendiger sein. Mittlerweile sind viele Produkte auf dem Markt, die leicht zu verarbeiten sind und eine gute Haltbarkeit haben. Auch da achte ich natürlich auf eine gute Verträglichkeit. Generell haben Alternativen den Vorteil, dass sie zahnschonender eingebracht werden können und zahnfarben sind, was meine Patienten sehr schätzen.“
Dr. med. dent. Andreas Lozert
IG Umwelt Zahn-Medizin
„Beim Arbeiten mit Amalgam in der Praxis wird Quecksilberdampf freigesetzt. Da 99 % der zahnmedizinischen Fachangestellten in Deutschland weiblich sind und Quecksilber sowohl schädlich für die Fruchtbarkeit als auch das ungeborene Kind ist, sind wir einem besonderen Risiko ausgesetzt.“
Sylvia Gabel
Verband für medizinische Fachangestellte
„Die Verwendung von Quecksilber in der Zahnmedizin hat nicht nur Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, sondern auch konkrete Folgen für die Kreislaufwirtschaft und Lebensmittelindustrie. Es entstehen Kosten für die ganze Gesellschafft. Dabei gibt es ausreichend alternative Materialien, die von vielen Zahnärzten sogar ausschließlich verwendet werden. Gesetzliche Krankenkassen müssen aber endlich die zuzahlungsfreie Standardversorgung auf alternative Füllungen anpassen, sodass auch Patienten mit geringen Einkommen damit versorgt werden können. Gerade Geringverdiener haben häufiger Vorerkrankungen, wodurch Amalgam zu einem zusätzlichen Risiko wird.“
Florian Schulze
IG Umwelt Zahn-Medizin

Stellungnahmen

1. Parteien

Frage:

Über 50 NGOs und Expert:innen fordern einen Beschluss zum generellen Ausstieg aus der Verwendung von Amalgamfüllungen bis 2025 und die Anpassung der Erstattung gesetzlicher Krankenkassen auf alternative Standardmaterialien. Unterstützen Sie diese Forderung?

Der Anteil von Dentalamalgam ist seit der Wiedervereinigung kontinuierlich von 30% auf gegenwärtig unter 5% gesunken. Die SPD setzt sich dafür ein, den Einsatz von Amalgam in der Zahnbehandlung kontinuierlich weiter zu senken und derzeit noch auf spezielle Fallkonstellationen zu beschränken. Unser grundsätzliches Ziel ist ein vollständiger Ersatz von quecksilberhaltigem Amalgam als Füllmaterial.
In Folge des Übereinkommens von Minamata hat die Europäische Union die Verordnung (EU) 2017/852 (EU-Quecksilber-Verordnung) verabschiedet, die die Mitgliedsstaaten auf einen Fahrplan und nationale Strategien zum Ausstieg bis zum Jahr 2030 verpflichtet. Ein erster Schritt war das grundsätzliche Verbot von Dentalamalgam bei Kindern unter 15 Jahren, sowie Schwangeren und Stillenden ab dem 1. Juli 2018.
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Fragen des Leistungsumfangs und der Erstattungsfähigkeit im deutschen Gesundheitswesen aus gutem Grund nicht in der Verantwortung des Gesetzgebers bzw. der Politik liegen. Es sind die Akteure der Gemeinsamen Selbstverwaltung im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), die auf Grundlage ihrer und herangezogener Expertise von Fachgesellschaften die Entscheidungen über Behandlungsformen oder die Erstattungsfähigkeit in der Gesetzlichen Krankenversicherung treffen.
Im G-BA beraten und entscheiden mit Kassen und Ärzten diejenigen, die mit hoher Fachexpertise in Sachen evidenzbasierter Medizin hierzu auch befähigt sind. Es erfolgt außerdem eine Mitberatung durch einschlägige Patient:innenorganisationen, die bisher nur über ein Antragsrecht, aber kein Stimmrecht verfügen. Die SPD will das in Regierungsverantwortung ändern, da eine patient:innen- bzw. betroffenenorientierte Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems nur durch eine starke Korrektivfunktion der Betroffenen selbst gewährleistet werden kann.

Wir GRÜNE wollen den Einsatz von Amalgam in der Zahnmedizin beenden. Es ist gut, dass neue Amalgamfüllungen seit 2018 für Kinder, Schwangere und Stillende tabu sind. Die Entwicklung darf hier aber nicht stehen bleiben. Die Bundesregierung sollte dem Beispiel von Dänemark, Schweden und Norwegen folgen. In diesen Ländern wird vollständig auf den Einsatz von Amalgam-Alternativen gesetzt. Amalgam besteht rund zur Hälfte aus Quecksilber. Wird dieses freigesetzt, stellt es ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem mit nicht völlig abschätzbaren Folgen dar. In der Umwelt macht Quecksilber erhebliche Probleme, da es weder biologisch noch chemisch abbaubar ist und sich in der Nahrungskette anreichert. Flächendeckend über alle Flussgebiete lässt sich mehr Quecksilber in Fischen finden als die Umweltqualitätsnorm vorgibt. Deshalb muss jede Möglichkeit genutzt werden, um den weiteren Eintrag von Quecksilber in die Umwelt zu minimieren.

Für uns Freie Demokraten stehen die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. Sie benötigen die bestmögliche gesundheitliche Versorgung. Deshalb sollte in der Zahnmedizin nach einer angemessenen Übergangsfrist nur noch alternatives Füllungsmaterial verwendet werden.

Ja. Amalgam sollte nur in den seltenen Ausnahmefällen noch als Füllmaterial genutzt werden, wenn andere Versorgungsformen ausscheiden. Dieser Grundsatz sollte schnellstmöglich umgesetzt werden. Absolut notwendig ist allerdings, dass die alternativen Füllmaterialien vollständig von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. Dafür setzen wir uns gerne ein.

CDU und CSU setzen sich für eine gute zahnmedizinische Versorgung ein und haben beispielsweise den befundbezogenen Festzuschuss für medizinisch notwendigen Zahnersatz bei regelmäßiger Prophylaxe von 50 auf 60 Prozent erhöht.
Grundsätzlich halten wir daran fest, dass zahnärztliche Tätigkeiten, die nach den Regeln der zahnärztlichen Kunst zweckmäßig und angemessen sind, durch die Gesetzliche Krankenversicherung als Sachleistung übernommen werden und der Umfang vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) definiert wird.
Zur Reduktion von Amalgam in der zahnärztlichen Versorgung unterstützen wir die Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung zur schrittweisen Verringerung von Dentalamalgam und wollen diese Maßnahmen fortführen. Ein weiterer Baustein ist die Verankerung der Anforderung zur Reduzierung von Dentalamalgam in den Curricula der Universitäten und Fachschulen.
Auch aus umweltpolitischen Gründen setzen wir für die Reduzierung von Dentalamalgam ein und wollen das Eindringen in die Abwassersysteme verringern. Dafür werden wir den Dialog mit den zuständigen Behörden auf Bundes- und Landesebene fortsetzen.

keine Antwort

2. Ministerien (vor der Wahl 2021)

Frage:

Unterstützen Sie die Forderung der Bonner Amalgam-Erklärung und werden Sie vor dem Ende der Legislaturperiode den aktuellen Nationalen Aktionsplan zur schrittweisen Verringerung von Dentalamalgam dahingehend anpassen?

Der NAP steht unter der Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Ich kann Ihnen aber mitteilen, dass für die Bundesregierung auch weiterhin die im NAP formulierte Zielstellung gilt, den Einsatz von Amalgam in der Zahnbehandlung weiter zu senken und auf unverzichtbare Spezialfälle zu beschränken.

Im Übrigen wird der von der Europäischen Kommission für das Jahr 2022 angekündigte Gesetzgebungsvorschlag zum schrittweisen Ausstieg aus der Verwendungvon Dentalamalgam abzuwarten sein.

Wir bestätigen, dass wir den Gesetzesvorschlag der Europäischen Kommission zum Thema abwarten, der für 2022 angekündigt ist.

Im Fachbereich der Zahnmedizin der Bundeswehr werden die zugelassenen plastischen Füllungsmaterialien indikationsbezogen und entsprechend der Produktbeschreibungen nach entsprechender Aufklärung verwendet.
Auch im Seitenzahnbereich werden grundsätzlich Kompositmaterialien verwendet, diese können im Rahmen der sog. unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung (utV) unentgeltlich beansprucht werden.

Initiator / Kontakt

ig-umwelt-zahnmedizin logo

Florian Schulze

Geschäftsführer

florian.schulze@ig-umwelt-zahnmedizin.de

Weserstr. 165, 12045 Berlin

Tel.: +49 1781812729