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Kürzlich in den Global Dental Amalgam Tracker aufgenommen: Bolivien verbietet Amalgam seit 2019

Der Ministerialbeschluss Nr. 0416 vom 5. Juli 2019 verbietet die Verwendung von Amalgam im gesamten nationalen Gesundheitssystem Boliviens. Diese Information wurde an das Europäische Netzwerk für Umweltmedizin anlässlich des Globalen Workshops zur Umsetzung der Anforderungen des Minamata-Übereinkommens in Genf vom 21. bis 23. Juni 2023 weitergeleitet.

Dr. Wayra Sofía Hinojosa Gallo, technische Mitarbeiterin des Nationalen Programms für Mundgesundheit, erklärte in dem Beschluss:

„Quecksilberhaltiges Dentalamalgam ist ein Material für die zahnärztliche Anwendung, das sowohl für den Patienten als auch für den Anwender gesundheitsschädlich ist. Das Gesundheitsministerium muss als Aufsichtsbehörde in Fragen der Gesundheit der Bevölkerung diese schützen und fordert daher einen Ministerialbeschluss, der die Verwendung von Dentalamalgam verbietet.“

Dr. Alfredo Laime Callisaya, Leiter des Bereichs Toxikologie des Programms für Umweltgesundheitsmanagement, erklärte :

„Quecksilber gilt als eines der giftigsten Metalle, und das Problem der Quecksilberverschmutzung ist wegen seiner Auswirkungen auf die Umwelt und der Schäden, die es für die Gesundheit der lebenden Systeme und damit auch für den Menschen verursacht, international anerkannt; Für die Opfer der Minamata-Krankheit wurde ein Übereinkommen unterzeichnet, das die Vertragsparteien dazu verpflichtet, die Emissionen und/oder Freisetzungen von Quecksilber zu verringern oder zu beseitigen, und das auch darauf abzielt, die Verwendung und die Entsorgung von Produkten, die dieses Element enthalten, schrittweise zu verringern, so dass Bolivien, das dem Übereinkommen angehört, in seinen Schlussfolgerungen die im Übereinkommen genehmigten Verfahren einhalten und durchsetzen muss, indem es den Erlass einer Ministerialresolution zum Verbot der Verwendung von Quecksilber in der Zahnmedizin fordert. „

Hier ist die Originalresolution auf Spanisch:

 

Hier geht’s zu unserem aktualisierten Tracker von Ländern, die die Verwendung von Dentalamalgam verbieten:

Global Dental Amalgam Tracker

 

 

Globaler Workshop zur Regulierung von quecksilberhaltigen Produkten

Genf, 21.-23. Juni 2023. Vertragsparteien der Minamata Konvention, die noch keine oder nur wenige geforderte Maßnahmen zur Beschränkung von quecksilberhaltigen Produkten umgesetzt haben, wurden vom Sekretariat eingeladen, an einem Workshop zur Entwicklung von Strategien teilzunehmen. Der Workshop wurde von der Europäischen Kommission finanziert.

19 Afrikanische Delegationen, 5 aus Latein- und Mittelamerika, sowie Indien, Pakistan und dem Iran haben an dem Workshop teilgenommen, der sowohl Vorträge von Experten als auch Gruppenarbeit vorsah.

Die Gruppen wurden je nach Sprachen in eine englischsprachige, eine französischsprachige und eine spanischsprachige Gruppe unterteilt und von den Direktoren der Basel Convention Regional Centre aus Nigeria, Senegal beziehungsweise Argentinien geleitet.

Thematisch gab es drei Kategorien von Produkten: Medizinprodukte (wie Thermometer), Hautaufhellungsprodukte und Dentalamalgam.

In Bezug auf Dentalamalgam wurden die Herausforderungen der Regulierung von der WHO, der World Alliance for Mercury-Free Dentistry und dem European Network for Environmental Medicine vorgestellt.

In der Gruppenarbeit stellte sich heraus, dass die meisten spanischen Länder bei der schrittweisen Abschaffung von Zahnamalgam bereits weit fortgeschritten sind und entweder dessen Verwendung in öffentlichen Programmen eingestellt oder dessen Einfuhr verboten haben. Bolivien hat sogar ein generelles Verbot der Verwendung von Dentalamalgam 2019 erlassen.

In der französischsprachigen Gruppe bestand bei den meisten Ländern die klare Absicht, die Verwendung von Amalgam schrittweise einzustellen, aber einige Parteien wiesen darauf hin, dass es an finanziellen Mitteln für die Umsetzung einer Verordnung fehlt. In Sambia hingegen wird Amalgam bereits seit 20 Jahren nicht mehr verwendet.

Auch in der englischsprachigenen Gruppe gab es Länder, die bereits an der Regulierung von Amalgam arbeiten. So hat Pakistan vor kurzem ein Gesetz erlassen, das die Verwendung von Zahnamalgam für Kinder bis zum Alter von 15 Jahren verbietet.

Alle Vertragsparteien wurden dabei darauf hingewiesen, dass die neue Vorschrift der Konvention, die Verwendung von Amalgam für Kinder unter 15 Jahren sowie für schwangere und stillende Frauen einzuschränken oder zu verbieten, bis zum 28. September 2023 umgesetzt werden muss.

Insbesondere die afrikanischen Vertragsparteien sollten auch berücksichtigen, dass Burkina Faso und Botswana im Namen der Afrikanische Region beantragt haben, dass auf der COP5 der Konvention (im Oktober in Genf) ein genereller Ausstieg aus der Verwendung von Amalgam bis 2030 diskutiert wird.

Weitere Informationen:

Programme of the Global Workshop to phase out mercury-added products:
https://minamataconvention.org/en/events/phase-out-mercury-added-products-global-workshop-21-23-june

Presentation of the European Network for Environmental Medicine: Global Progress in Phasing Out Dental Amalgam: https://environmentalmedicine.eu/wp-content/uploads/EnvMed-Network_June23_Final.pdf

Global Dental Amalgam Tracker: Overview of countries phasing out dental amalgam: https://environmentalmedicine.eu/mercury-free-dentistry-for-planet-earth/

Group Picture:

 

PARC: Stekeholder Forum Treffen

Am 28. Juni hat in Athen das erste persönliche Stakholderforum-Treffen des Partnerships for the Assessment of the Risks from Chemicals (PARC) stattgefunden. Dort wurden die wichtigsten Errungenschaften vorgestellt und die Prioritäten beziehungsweise Bedürfnisse der Stakeholder erörtert.

PARC zielt darauf ab, die nächste Generation der chemischen Risikobewertung zu entwickeln, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen. Es unterstützt die Chemikalienstrategie der Europäischen Union für Nachhaltigkeit und das Ziel des Europäischen Green Deal „Zero Pollution“ mit neuen Daten, Wissen, Methoden und Werkzeugen, Fachwissen und Netzwerken.

Die auf sieben Jahre angelegte Partnerschaft von fast 200 Institutionen im Rahmen von Horizon Europe verfügt über ein Gesamtfinanzierungsvolumen von 400 Millionen Euro für die nächsten sieben Jahre, das zu 50 % von der Europäischen Union und zu 50 % von den Mitgliedstaaten finanziert wird.

Ein Hauptziel von PARC ist es, die europäische Zusammenarbeit zu fördern, die Forschung voranzutreiben, das Wissen über die Bewertung chemischer Risiken zu erweitern und die entsprechenden methodischen Fähigkeiten zu schulen. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, europäische und nationale Strategien zur Verringerung der von gefährlichen Chemikalien ausgehenden Risiken für Gesundheit und Umwelt auf den Weg zu bringen. Darüber hinaus werden sie dazu beitragen, Tierversuche zu reduzieren und Strategien für die Risikobewertung der nächsten Generation umzusetzen.

Als multinationales europäisches Projekt sind an PARC fast 200 Institutionen aus 28 Ländern beteiligt, die in den Bereichen Umwelt oder öffentliche Gesundheit arbeiten, sowie drei EU-Behörden, darunter die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Umweltagentur (EUA). Die Partnerschaft wird von ANSES, der französischen Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und Gesundheit am Arbeitsplatz, koordiniert. Sie bringt öffentliche Partner auf dem gesamten Kontinent ins Spiel, darunter europäische und nationale Risikobewertungsstellen, Universitäten und öffentliche Forschungseinrichtungen. Fünf Generaldirektionen der Europäischen Kommission (DG-RTD, DG-GROW, DG-ENV, DG-SANTE und JRC) und die zuständigen Ministerien der beteiligten Länder tragen zur Leitung von PARC bei und werden die Aktivitäten überwachen.

Das European Network for Environmental Medicine ist einer der 15 Stakeholder des Projekts und verfolgt insbesondere die neuesten Untersuchungen des Humanbiomonitorings sowie die Auswahl der getesteten Chemikalien und Effektbiomarkern, mit dem Ziel Mediziner und Patienten auf neueste Ekenntnisse von Gefahren durch Chemikalien hinweisen zu können. Außerdem ermöglicht die Teilnahme an dem Projekt es  dem Netzwerk, Erfahrungen und Anregungen seiner Partner Gehör zu verschaffen, sodaß diese in die wissenschaftliche Arbeit einfließen können.

Sollten auch Sie an einer Partnerschaft mit dem European Network for Environmental Medicine interessiert sein, wenden Sie sich bitte an florian.schulze[at]envmed.org.

Hier erfahren Sie mehr über das PARC – Stakeholder Forum:

https://www.eu-parc.eu/about-us/governance#governance-advising-bodies

Gruppenfoto des zweiten Treffens des Stakeholder Forums in Athen (das erste Treffen hat online stattgefunden):

 

Gesundheitsexperten in Gabun plädieren für Verbot von quecksilberhaltigen Produkten

(Le Nouveau Gabon) – Eine kürzlich vom Gesundheitsministerium in Partnerschaft mit der WHO durchgeführte Untersuchung empfiehlt, die Einfuhr quecksilberhaltiger Produkte nach Gabun zu verbieten und die Verwendung in der Zahnmedizin zu reduzieren oder sogar einzustellen.

Diese Empfehlung wird aufgrund der „schwerwiegenden Auswirkungen von Quecksilber auf die Gesundheit“ ausgesprochen. Aus diesem Grund geht der Trend heute auf internationaler Ebene dahin, die Verwendung von quecksilberhaltigen Produkten zu reduzieren oder sogar ganz einzustellen. Gabun ist Vertragsstaat des Minamata-Übereinkommens, das den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung in Bezug auf die Verwendung von Quecksilber zum Ziel hat, und ist daher verpflichtet, auf eine Verringerung oder Beseitigung der Verwendung von Quecksilber hinzuarbeiten“, erklärt Dr. Bakary Ozavino, Arzt für öffentliche Gesundheit. Er ist Teil des Teams, das die Umfrage zu den Risiken von Quecksilber in Gesundheitseinrichtungen zwischen September und Oktober 2022 durchgeführt hat.

Quecksilber ist laut Gesundheitsexperten in Quecksilberthermometern enthalten und wird von Zahnärzten immer noch häufig zur Behandlung von Karies verwendet. „Wir sollten uns bemühen, in unseren Gesundheitseinrichtungen keine Quecksilberthermometer mehr zu verwenden. Stattdessen sollten elektronische Thermometer verwendet werden, die kein Quecksilber enthalten. Ein anderes Beispiel: Wenn jemand ein Loch im Zahn hat, sagt man im Krankenhaus, dass man den Zahn plombiert hat. In Wirklichkeit ist das, was hier verwendet wird, kein Blei. Es ist Amalgam, das Quecksilber enthält und nicht mehr verwendet werden sollte“, fährt Dr. Bakary Ozavino fort.

Diese quecksilberhaltigen Produkte können laut Ärzten toxische Auswirkungen auf das Verdauungs- und Immunsystem sowie auf die Lunge, die Nieren, die Haut und die Augen haben. Sie können auch zu Wachstumsverzögerungen, neurologischen und Verhaltensstörungen führen, die sich in Zittern, Schlaflosigkeit, Gedächtnisverlust, Kopfschmerzen und motorischen und kognitiven Dysfunktionen äußern…

Doch obwohl sich Ärzte und anderes Gesundheitspersonal all dieser Gefahren für die menschliche Gesundheit bewusst sind, wird Quecksilber vor allem aus Kostengründen immer noch in den Gesundheitseinrichtungen verwendet. Denn diese aus Frankreich, Europa, China, den USA, der Türkei und Marokko importierten Produkte sind im Vergleich zu den angebotenen Alternativen günstiger. Zum Beispiel „kostet eine Schachtel mit 50 Amalgamkapseln (Quecksilber) 40.000 FCFA, während eine Schachtel mit Glasionomerzementen mit Fluor, die eine der in der Umfrage vorgeschlagenen Alternativen ist, 120.000 FCFA kostet“, wird argumentiert.

Für die WHO und das Gesundheitsministerium ist Gesundheit jedoch unbezahlbar. Denn wenn jemand durch Quecksilber kontaminiert wird oder stirbt, werden die Auswirkungen teurer“, sagte Dr. Inoua Aboubacar, WHO-Fokuspunkt Umweltgesundheit. Magaran Monzon Bakayoko, residierender Vertreter der WHO in Gabun, ist der Meinung, dass „wir uns bewusst werden müssen, dass wir dieses Produkt abschaffen müssen“. Dies geschieht durch ein Verbot der Einfuhr von Amalgam.

Bis zu diesem Verbot verpflichtet sich das Gesundheitsministerium, die Verwendung von Quecksilber in Gesundheitseinrichtungen, insbesondere durch Aufklärungsmaßnahmen sowie die Einführung spezifischer Regulierungsmaßnahmen, zu reduzieren.

Quelle: Le Nouveau Gabon, Sandrine Gaingne, mardi, 25 avril 2023, „Au Gabon, des professionnels de santé plaident pour l’interdiction des produits contenant du mercure jugé nocif“ 
https://www.lenouveaugabon.com/fr/sante-social/2504-19683-au-gabon-des-professionnels-de-sante-plaident-pour-l-interdiction-des-produits-contenant-du-mercure-juge-nocif

 

Philippinen: Generelles Amalgam-Verbot tritt in Kraft

Die philippinische Übergangsfrist für die Verwendung von Dentalamalgam endete am 29. Mai 2023 gemäß der Verordnung 2020-0020. Die Verwendung von Amalgam für Kinder bis zu 14 Jahren, schwangere und stillende Frauen und der Import von Amalgam waren bereits seit 2020 verboten.

Diese Verordnung befasst sich nicht nur mit den Umwelt- und Gesundheitsrisiken, die von Dentalamalgam selbst ausgehen, sondern verhindert auch, dass Quecksilber aus der Zahnmedizin in den handwerklichen und kleinen Goldbergbau (ASGM) gelangen kann.

Im Einklang mit der Minamata-Konvention über Quecksilber hatte das Gesundheitsministerium am 14. Mai 2020 folgende Maßnahmen zur schrittweisen Abschaffung von Dentalamalgam verabschiedet.

  1. Unmittelbar nach Inkrafttreten der Verordnung gilt:
    a. Verbot der Einfuhr von flüssigem Quecksilber zur Verwendung bei zahnärztlichen Restaurationsverfahren sowie von Amalgam-Kapseln;
    b. Verbot der Verwendung von Amalgam und Amalgam-Kapseln für Kinder unter vierzehn (14) Jahren, schwangere Frauen und stillende Mütter.
  2. Das Verbot der Verwendung von Amalgam und Amalgam-Kapseln für Zahnsanierungen in Zahnkliniken und Schulen wird drei Jahre nach Inkrafttreten dieser Verordnung umgesetzt.
  3. Die ordnungsgemäße Lagerung und Entsorgung aller Amalgam-Kapseln im Land durch eine akkreditierte TSD-Einrichtung muss spätestens nach Ablauf der Auslauffrist von drei (3) Jahren abgeschlossen sein.

Ministerium für Gesundheit, Verwaltungsanordnung 2020-0020

EU Quecksilber-Verordnung: Veröffentlichung im Juli

Die Europäische Kommission hat die internen Beratungen zur Überarbeitung der EU Quecksilberverordnung abgeschlossen und plant, den Vorschlag im Juli zu verabschieden.

Der Vorschlag wird noch in alle Sprachen der Mitgliedstaaten übersetzt und die Übersetzungen werden geprüft. Die Verabschiedung sollte dann aber nur noch Formsache sein.

Die Verspätung der Veröffentlich von über einem halben Jahr bedeuted allerdings, dass es nun zeitlich sehr eng wird, noch in dieser Legislativ Periode eine Einigung mit dem Europäischen Parlament und Rat zu erzielen.

Über eine erste Verschiebung auf das Frühjahr 23 hatten wir ausführlich berichtet:

👉 EU Quecksilber-Verordnung: Nur noch wenige Schritte zum Amalgam-Ausstieg