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WHO: Öffentliche Konsultation zum Entwurf des globalen Aktionsplans für Mundgesundheit

Am 12. August 2022 hat die WHO einen vorläufigen Aktionsplans für die Verbesserung der Mundgesundheit bis 2030 veröffentlicht und eine öffentliche Konsultation gestartet. Bis zum 16. September 2022 konnten Mitgliedstaaten, UN-Organisationen und nichtstaatliche Akteure (Nichtregierungsorganisationen, privatwirtschaftliche Einrichtungen, philanthropische Stiftungen und akademische Einrichtungen) sich einbringen. 

Hintergrund:

Die Weltgesundheitsorganisation hat auf der World Health Assembly 75 eine globale Strategie für Mundgesundheit verabschiedet, die als Grundlage für die Entwicklung eines Aktionsplans für Mundgesundheit dient. Der Aktionsplan soll den Rahmen für Maßnahmen mit klaren, messbaren Zielen bis 2030 stecken.

Unter anderem sieht die WHO Maßnahmen zum Übergang von maximal invasiver und umweltschädlicher Verwendung von Amalgam zu minimalinvasiver, quecksilberfreier Zahnmedizin vor.

Das Europäische Netzwerk für Umweltmedizin (EnvMed) hat diesbezüglich einen Beitrag eingereicht und darauf hingewiesen, dass die genannten Maßnahmen  nicht ambitioniert genug sind und die Entscheidung der COP4 zum Schutz von Kindern noch berücksichtigt werden müsse.

Im Vorfeld der vierten Konferenz der Vertragsparteien im März 2022 hatte die WHO noch mit einem Bericht über die Vorteile minimalinvasiver Zahnmedizin zur Annahme der Kinder-Schutz Klausel entscheidend beigetragen. Mit der Klausel wird gefordert, dass alle Vertragsparteien auf eine quecksilberfreie Zahnbehandlung für Kinder unter 15 Jahren sowie für schwangere und stillende Frauen hinarbeiten müssen.

Weitere Informationen:

👉 EnvMed Comment on WHO Discussion Paper: Draft Global Oral Health Action Plan (2023-2030)

👉 Prevention and treatment of dental caries with mercury-free products and minimal intervention: WHO 2022

👉 WHO Discussion Paper (Version dated 12 August 2022) Draft Global Oral Health Action Plan (20232030)

👉 Global Strategy on Oral Health adopted at World Health Assembly 75

👉 EnvMed Comment on the WHO Draft Global Strategy on Oral Health by 2030

EU Umfrageergebnis: 91% für Abschaffung von Dentalamalgam

Die Kommission veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Konsultation (vom 08. Februar 2022 – 03. Mai 2022) auf dem Have your Say – Portal.

EU-Bürger, Zahnärzte, Hersteller, Händler, nationale Behörden/Gesundheitsorganisationen, Sozialversicherungsträger und private Krankenversicherungen sind fast einstimmig der Meinung (zu 91 %), dass Zahnamalgam verboten werden soll. 95 % der Öffentlichkeit würde sich bereits für ein quecksilberfreies Material entscheiden, und 74 % sagen, dass sie bereit sind, mehr für die Verwendung quecksilberfreier Materialien zu bezahlen.

Die Konsultation stand allen interessierten Akteuren in der EU (und nicht EU) offen, war jedoch besonders auf Rückmeldungen von Behörden, Unternehmen und Wirtschaftsverbänden, Bürgern und der Zivilgesellschaft (Hochschulen/Forschungseinrichtungen, Umweltorganisationen, Verbraucherorganisationen und Gewerkschaften) ausgerichtet. Auch Einzelpersonen konnten den Fragebogen beantworten; Organisation und Institution wurden zudem aufgefordert, Positionspapiere hochzuladen.

Die Umfrage wurde im Rahmen einer Folgenabschätzung für die Überarbeitung der EU-Quecksilberverordnung durchgeführt, die unter anderem einen EU-weiten Ausstieg aus der Verwendung von Zahnamalgam bis 2030 oder früher bewerten sollte.

Die Überarbeitung der EU-Quecksilberverordnung wurde fällig, nachdem die Kommission im August 2020 die Möglichkeit in einem Bericht zu dem Schluss kam, dass der schrittweise Ausstieg aus Zahnamalgam sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar ist, und ankündigte, bis Ende 2022 einen Legislativvorschlag vorzulegen.

Es wird erwartet, dass die aktuelle Folgenabschätzung bis September 2022 abgeschlossen sein wird.

Hier sind unsere 👉  Antworten zur EU-Umfrage und die eingereichten Positionspapiere:

👉 EU-Konsultation Have Your Say: EnvMed fordert Amalgam-Ausstieg 2025

👉 EnvMed Bericht: European Plans to Reduce and Eliminate Dental Amalgam Use

Weitere Informationen:

Offizieller Kurzbericht 👉 Factual Summary Report on the Public Consultation for the Review of the Mercury Regulation

Weblink: https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/12924-Mercury-review-of-EU-law/public-consultation_en

EnvMed Bericht: Fortschritte beim Amalgam-Ausstieg in Europa

Die EU und das Minamata-Übereinkommen der Vereinten Nationen über Quecksilber sind bestrebt, die Verwendung von Zahnamalgam schrittweise einzustellen, da Bewertungen zu dem Schluss gekommen sind, dass die Verwendung von Amalgam erhebliche Umwelt- und Gesundheitsrisiken birgt und dass ein Ausstieg sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar ist. Um letzte Fragen auszuräumen, ist ein Überblick über Länder, die bereits Maßnahmen gegen die Verwendung von Amalgam ergriffen haben, besonders wertvoll.

Das Europäische Netzwerk für Umweltmedizin hat Informationen über nationale Regelungen in Europa zusammengetragen und die Gesetzgebung, Sanktionen, öffentliche Versicherungssysteme oder Empfehlungen von mehr als 40 Ländern analysiert. Diese Informationen sind jetzt in dem Bericht „European Plans to Reduce and Eliminate Dental Amalgam Use“ veröffentlicht.

So haben beispielsweise Schweden, Norwegen und die Republik Moldau die Verwendung von Dentalamalgam ausnahmslos verboten, und mehrere ehemalige Sowjetstaaten haben offiziell erklärt, dass in ihrem Land überhaupt kein Dentalamalgam verwendet wird. Dänemark, Litauen, die Schweiz und Liechtenstein haben die Verwendung mit begrenzten Ausnahmen verboten, und in Estland, Finnland, Luxemburg, den Niederlanden und Spanien liegt die Verwendung bereits unter 1 %. In Polen werden Quecksilberfüllungen aus den garantierten Leistungen gestrichen, so dass Zahnamalgam im Jahr 2022 schrittweise aus dem Verkehr gezogen wird.

Weitere EU-Länder haben nationale Pläne zur schrittweisen Abschaffung von Zahnamalgam aufgestellt, und einige Nicht-EU-Länder sind dem Beispiel der EU gefolgt und haben in einem ersten Schritt die Verwendung von Zahnamalgam für Kinder, schwangere und stillende Frauen abgeschafft.

In den Leitlinien heißt es, dass Zahnamalgam nicht verwendet werden sollte, wenn Anzeichen für eine Allergie gegen einen der Bestandteile bestehen, bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder fortschreitenden degenerativen Erkrankungen des peripheren oder zentralen Nervensystems. Es sollte nicht in der Nähe von Edelmetalllegierungen, vergoldeten Messingankern oder anderen Metallrestaurationen oder bei Patienten mit metallischen Prothesengerüsten verwendet werden, und es wird davor gewarnt, mit Amalgam gefüllte Zähne zu bleichen. 

Für eine ordnungsgemäße Anwendung sollte ein geeigneter Pulpaschutz unter die Füllung gelegt werden, das Eindringen von Feuchtigkeit beim Mischen und Kondensieren sollte vermieden werden, da dies zu einer verstärkten Ausdehnung und Korrosion der Füllung führen kann (wenn die Legierung mehr als 0,01 % Zink enthält), und Amalgamfüllungen sollten poliert werden, da dies zu einer Verkleinerung der Oberfläche führt und somit die Korrosion verringert. Die Politur sollte frühestens nach 24 Stunden durchgeführt werden, wenn die Amalgamfüllung ausgehärtet ist.

Für die Entfernung von Zahnamalgam und für die Sicherheit des zahnärztlichen Personals werden weitere Sicherheitsanforderungen aufgestellt, die zeigen, wie gefährlich die Arbeit mit diesem Material ist. Es ist sehr schwierig zu sagen, wie viel Amalgam heute noch in Europa verwendet wird, da keine zuverlässigen Daten vorliegen. Sicher ist jedoch, dass die Verwendung von Amalgam schrittweise eingestellt werden kann und sollte.

Laden Sie den vollständigen Bericht herunter:

COP4 der Minamata Convention in Bali